Auch
der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
Das
Antiquariat wird heute ehrenamtlich vom Verein „Freunde des Buches
Neustrelitz“ betrieben. Es entstand auf private Initiative im Jahr
2000 in Feldberg.
Gründer
des Antiquariats war Bernd Techant (Foto), Bundeswehroffizier aus dem
Westen. Er war im Zuge der Wiedervereinigung nach Neubrandenburg
gekommen. Nach Ende seiner Dienstzeit blieb er hier und wollte sich
kulturell engagieren. Von den ersten Überlegungen im Jahre 1998 bis
zur Eröffnung seines Antiquariats im April 2000 mit rund 20.000
Büchern war viel zu tun. „Auch der weiteste Weg beginnt mit dem
ersten Schritt“ lautete die Überschrift eines Artikels im
Amtsblatt der Gemeinde Feldberg, der über Techants Bemühungen
berichtete.
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Foto:Nordkurier/M.Steffen |
Ganz
konkret wurde es dann 1999: Die Gemeinde Feldberg stellte Räume in
der Kastanienallee zur Verfügung, die Sparkasse gewährte einen
Kredit über 10.000 Mark zum Regalkauf, mit sechs freiwilligen
Helfern aus der Suchtklinik wurden die Regale aufgebaut und mit
Büchern gefüllt. In der Strelitzer Straße 2 gab es noch die
Buchhandlung Hopp, Antiquitäten-Tiedt, den Fallada-Sammler Albert
Pfitzner und das Antiquariat Graf, mit denen Neuantiquar Techant
gemeinsam warb und gut zusammenarbeitete. Mehr als 50.000 Bücher
waren damals in der „Straße der Antiquariate“ versammelt. Durch
Lesungen, Flohmärkte und Auktionen wurde die neue Einrichtung immer
bekannter und florierte.
Umzug
nach Neustrelitz
Leider
dauerte das Glück an diesem Standort nur vier Jahre. Nach einem
Bürgermeisterwechsel wurde das gemeindeeigene Gebäude in der
Kastanienallee verkauft und das Antiquariat musste ausziehen. Ein
neues Domizil fand Bernd Techant in der damaligen Kreisstadt
Neustrelitz, im landeseigenen Marienpalais neben der Schlosskirche.
Dort gab es zwar keine Heizung, aber großzügige Räumlichkeiten. Im
Frühjahr 2004 wurden die Bücher auf 60 Fahrten mit Pickup und Lkw
von Feldberg nach Neustrelitz gebracht. Neben einem Angestellten
arbeiteten auch viele Bekannte und Kunden als Helfer mit.
Nach
wiederum vier Jahren war auch hier Schluss: 2008 verkaufte das Land
das Marienpalais. Techant fand zunächst keine neuen Räume und
musste die Bücherkisten und Regale einmotten – jeweils zwölf
Bananenkisten aufeinander auf 40 Quadratmetern im ehemaligen
Kunsthaus in der Schlossstraße.
Im
Sommer 2009 bot der Bauunternehmer Bernd Werdermann ein Stockwerk im
Hafenspeicher als neues Quartier für das Antiquariat an. Der
Speicher musste aber noch renoviert werden. Schließlich konnte das
Antiquariat dort an Ostern 2011 eröffnen – in großzügigen Räumen
und erweitert um ein „Musikzimmer“ mit Schallplatten CDs und
Musiknoten. Ausstellungen von regionalen Künstlern (Joachim
Lautenschläger, Holm Heinke, Wolfram Schubert) und
Kulturveranstaltungen waren in den neuen Räumen möglich und machten
den neuen Standort bekannt.
Seit
2015 als Gemeinschaftsprojekt
Antiquariatsgründer
Bernd Techant liebte nicht nur Bücher, sondern auch das Mittelmeer
und besonders die Insel Kreta. In der zweiten Hälfte des achten
Lebensjahrzehnts stehend, wollte er sich nun häufiger Kreta widmen
und suchte deshalb einen Nachfolger für seinen Büchertempel – und
blieb dabei erfolglos. So entstand die Idee, einen Verein aus Lese-
und Literaturbegeisterten zu gründen und das Antiquariat auf
ehrenamtlicher Basis weiter zu betreiben. Im November 2014 wurden die
„Freunde des Buches Neustrelitz e. V.“ gegründet und seit Ostern
2015 organisieren etwa zwei Dutzend Helfer das Antiquariat. Bernd Techant arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 2019 im Vorstand des Vereins mit.
Bislang
ist es stets gelungen, die Betriebskosten mit den Einnahmen aus
Medienverkauf, Mitgliedsbeiträgen und Spenden zu decken.